DIE ARCHITEKTUR DER STADT
ALDO ROSSIS GEGENWELTEN
Veröffentlicht: 10. Juni 2017
Auf dem Höhepunkt der Nachkriegsmoderne veröffentlicht der italienische Architekt Aldo Rossi das Traktat „L’Architettura della Città“. Mit ihm stellt er sich gegen das Leitbild des autogerechten Bauens und präsentiert die Stadt als gebautes Archiv des kollektiven Gedächtnisses. Die Kunsthistorikerin Bettina Rudhof ordnet Aldo Rossis prägende Werk geschichtlich ein und ermutigt zur Diskussion über aktuelle Entwicklungen in Städtebau und Architektur.
Vortragsabend: 03. Juli 2017
In seinem 1966 erschienenen Buch „L’Architettura della Città“ (dt. 1973, Die Architektur der Stadt. Skizze zu einer grundlegenden Theorie des Urbanen) untersuchte der Architekt Aldo Rossi (1931-1997) die städtebauliche Entstehung und Entwicklung der großen europäischen Metropolen und legte damit seine Theorie zum Umgang mit den historisch gewachsenen Strukturen dar. Den Planern attestierte er dabei eine programmatische Unempfindlichkeit gegenüber den atmosphärischen Gehalten sowie Ignoranz gegenüber ihren historischen Bezügen. Mehr noch: Den Funktionalismus beschreibt er als eine Missachtung der Historizität, d.h. der Geschichtlichkeit des Lebens im Ganzen. Zum Ziel seiner Theorie der baukünstlerischen Gestaltung wird eine Architektur der symbolischen Formen und der identitätsstiftenden Imagination. Entscheidende Bedeutung kommt dabei den öffentlichen Bauten und Plätzen zu. Als Monumente führen sie den Bewohnern der Stadt in der Geschäftigkeit ihres Alltags die Präsenz der Vergangenheit in der Gegenwart vor Augen und ermöglichen die Identifikation mit dem Ort. Damit wurde Aldo Rossi nicht zuletzt zu einem Wegbereiter der postmodernen Architektur.
Mit zahlreichen Fotos, Zeichnungen und Plänen zeichnet die Kunsthistorikerin Bettina Rudhof Aldo Rossis wichtigste Thesen dieses Traktates nach. „Die Architektur der Stadt“ war prägend für die folgenden Architekturgenerationen und bietet auch heute noch, da die Städte einem starken Wandel unterworfen sind, wichtige Impulse für den zukünftigen Umgang mit städtebaulichen Strukturen, in denen Architektur immer auch als Mittler in der Gesellschaft und über die Zeit hinweg wirkt.
DIE ARCHITEKTUR DER STADT – ALDO ROSSIS GEGENWELTEN
Vortrag und Diskussion von und mit Bettina Rudhof
Termin: Montag, 03. Juli 2017, 19:30 Uhr
Einführung: Wolfgang Reul (FSB)
Vortrag: Bettina Rudhof (Kunsthistorikerin)
Das Raumgeflüster: Thomas Geuder, Bettina Rudhof und das Publikum
Im Anschluss: Get-Together bei Getränken und Fingerfood
Anmeldung: erbeten unter wolfgang.reul@fsb.de oder DerRaumjournalist@raumjournalismus.net oder per Kontaktformular oder per Facebook. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, eine zeitnahe Anmeldung ist empfehlenswert.
Ort: Die Raumgalerie, Ludwigstraße 73, 70176 Stuttgart
Bettina Rudhof ist Architekturhistorikerin und Ausstellungsmacherin und lebt in Frankfurt am Main. Abgeschlossene Studien: Innenarchitektur, Architektur und Kunstgeschichte. Mitglied im Deutschen Werkbund Hessen sowie der Werkbundakademie Darmstadt. Sie arbeitete als Kuratorin am Deutschen Architektur Museum Frankfurt am Main. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Design- und Architekturgeschichte. Sie unterrichtet am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe Universität Frankfurt am Main, sowie an der Academy of Visual Arts und bei der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.
Für Bettina Rudhof ist dies bereits das dritte architekturtheoretische Thema, das sie für FSB aufbereitet hat. Im Jahr 2013 bildete Rem Koolhaas’ „Delirious New York“ (1978) den Auftakt der Reihe, 2014 folgte „Learning from Las Vegas“ (1972). 2015 übernahm der Architekturkritiker Falk Jaeger die Aufgabe, mit „The International Style“ (1932) ein weiteres zentrales Werk der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts zu präsentieren.
Mit großer Spannung haben wir den Vortragsabend „Die Architektur der Stadt – Aldo Rossis Gegenwelten“ erwartet. Wir wurden nicht enttäuscht! Bettina Rudhof hat uns in einem knapp 80-minütigem Vortrag in die Welt Aldo Rossis eingeführt und gezeigt, wie wichtig es ist, derartige Visionäre zu haben. Das Auditorium war sich einig: Rossis Verdient liegt nicht unbedingt in seinen realisierten Bauwerken, sondern in seinen Gedanken und Ideen. Sie haben die Welt der Architektur des 20. Jahrhunderts stark beeinflusst und wirken womöglich heute noch nach. Vielleicht ist es sogar so, dass wir der heutigen Zeit, da das Bauen wie auch das gesamte kulturelle Leben von einem Alles-ist-möglich-Stil bestimmt ist, wieder einen derartigen Denker brauchen, der neue Wege aufzuzeigen vermag. Insofern sind wir froh, dass viele Studenten der Uni Stuttgart den Weg in die Raumgalerie gefunden haben. Denn sie sind es, die zuknünftig das Bild unserer gebauten Welt bestimmen werden. Und wer weiß schon: Vielleicht hatten wir bereits den neuen Aldo Rossi in unserer kuscheligen Runde! Mein Dank allen, die zum Gelingen des wunderbaren Abends beigetragen haben: Bettina Rudhof, dem Raumgalerie-Team, den Vertretern von FSB und nicht zuletzt unseren Gästen, die so zahlreich erschienen sind.
Impressionen des Abends (zum Vergrößern bitte anklicken):
Die Veranstaltung fand statt in Kooperation mit:
Es freuen sich auf Sie: Klaus Weil, Christian Grüner, Wolfgang Reul von FSB
Veranstaltungsbild: Aldo Rossi, Rathausplatz und Denkmal für den Widerstand, Segrate bei Mailand 1965, perspektivische Ansicht, Mischtechnik (Tuschezeichnung, Spritztechnik und Collage) auf Transparentpapier. Mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt am Main, Inv.-Nr. DAM 83 / 522.
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